Geopfad Schuld
 
 
 

Liste der auftretenden Pflanzen
 
 
 

Die Pflanzenwelt im Bereich des „Geopfades“ um Schuld

Dr. Ruprecht Düll

In diesem Abschnitt des Mittleren Ahrtals sind bisher etwa 200 verschiedene Moose,
etwa 100 Flechten und über 600 Gefäßpflanzen, d. h. Farne und Blütenpflanzen nach-
gewiesen und belegen den überdurchschnittlichen Artenreichtum des Gebietes.
Interessierte können die vorkommenden Gefäßpflanzen dem Verbreitungsatlas der
Flora der Ahr- und Hocheifel (Düll-Wunder, Barbara & R. Düll (2007)) entnehmen.

Die Flora der Gefäßpflanzen dürfte im Wesentlichen nach Ende der letzten Eiszeit
(vor etwa 10.000 Jahren) eingewandert sein, die wärmeliebenden Florenelemente
wohl hauptsächlich während der postglazialen Wärmezeit aus dem Rheintal.
Zahlreiche Wildkräuter sind Kulturfolger oder auch Kulturrelikte (einschließlich
weniger Gehölze).





Geopfad Punkt 1 und 2 - Nordexponierte Felswand oberhalb der Ahr
bei der Kirche Schuld


Im oberen Teil kommen ausgedehnte Gebüsche der Felsenbirne, Amelanchier ovalis, vor.
An feuchten Stellen ist eine reiche Moosflora zu bewundern, sehr wichtig als Erosionshemmer (nichts entnehmen!). Alle vorkommenden Moosarten sind kalkmeidend oder zumindest bodenneutral. Flechten als Krusten und Erstbesiedler sind ebenfalls vorhanden.
Bemerkenswert sind 2 verschiedene Arten des Engelsüß- oder Tüpfelfarns, Polypodium vulgare (Blattwedel meist nur bis 30 cm lang) und der üppigere und auch im Ahrtal seltenere P. interjectum mit bis 50 cm langen Wedeln.



Bubenley

  Bubenley am Ahrtalwanderweg bei Tafel 02 des Geopfades


Geopfad - Auf dem Weg zwischen Punkt 2 und Punkt 3 - Südabhang der Branderhard

An den steilen Felshängen herrscht durch die im Sommer relativ steil einfallenden Sonnenstrahlen ein dem mediterranen vergleichbares Klima. Andererseits sind die dortigen Lagen – wegen des schnelleren Abschmelzen des Schnees, man nennt das ausapern – kälter, das heißt in höherem Maße dem Frost ausgesetzt.

Die botanischen Besonderheiten sind naturgemäß an trocken-warme Sommer angepasst. Zu nennen wären die im Mai blühenden herrlichen Bestände der Graslilie, Anthericum liliago, und später die auch an den Straßenfelsen wachsenden, weißwollig fruchtenden Polsterrasen des Wimper-Perlgrases, Melica ciliata. Im Nordostteil kommt das Rauhe Veilchen, Viola hirta vor, ein Kalkzeiger. An solchen Stellen könnten kalkhaltige Gesteine anzutreffen sein. Neben der Felsenbirne wachsen hier die Felsenmispel, Cotoneaster integerrima und die Südliche Mehlbeere, Sorbus pannonica.

Nicht selten ist ein immergrüner, südlicher Farn, der Schwarzstielige Streifenfarn, Asplenium adiantum-nigrum. Er ist wie auch alle felsbewohnenden Moose polykilohydrisch, d. h. er kann austrocknen und nach Befeuchtung wieder auferstehen! Im trockenen Zustand sind diese Arten sowohl hitze-, wie frostresistent. Ein ebenfalls seltenerer Farn ist der Nordische Streifenfarn, Asplenium septentrionale. Er wird selten über 5 cm groß und seine Blattwedel sind in schmale Streifen aufgeteilt. Wie der Name sagt, mehr in Nordeuropa und im Gebirge verbreitet.

Charakteristische Moose sind hier die rasenbildenden und wärme- (und frost-) verträglichen Arten wie das Eichhörnchenschwanzmoos, Pterogonium gracile oder das braunrote Wassersack-Moos, Frullania tamarisci, beide haben ihre Hauptverbreitung im Süden und sind in Westdeutschland gefährdet und oft selten. Gegen Ende des oberen Felspfades nahe Schuld kommen auch weniger Kalkzeiger vor. So das Rauhe Veilchen, Viola hirta und die südliche, attraktivere Sippe der Echten Schlüsselblume, Primula veris ssp. canescens, eine in der Eifel recht seltene Art.



Branderhardt Südhang

  Südhang der Branderhardt


Geopfad Punkt 4 - Ahr- und Armuthsbachaue an der Mündung des Buchholzbachtals

Die Flora ähnelt der der Aue an der Ahrschleife. Baumförmige Weiden, vor allem Weißweide, Salix alba, wie z. B. auch Bruchweide, S. fragilis , Schwarz-Erlen, Alnus glutinosa und Eschen charakterisieren diesen Vegetationstyp. Die Erlen bewirken eine Anreicherung des Bodens. Dazu sind die Reste der bis vor wenigen Jahren erfolgten Einleitung ungeklärter Abwässer noch nicht ganz ausgeschwemmt. Üppige Bestände der Großen Brennessel, Urtica dioica, wie auch das üppige Wachstum von Hochstauden und Kletterpflanzen zeugt hiervon. Eine häufige Hochstaude ist die Behaarte Karde, Dipsacus pilosus und die Nachtviole, Hesperis matronalis. Als Lianen wären hier der Hopfen, Humulus lupulus und die Waldrebe, Clematis vitalba, zu nennen.





  Ahr bei der Mündung des Armuthbaches

 



Geopfad Punkte 5 und 6 - bewaldete Ahrhänge in der Umgebung der "Martinshütte"

Hier dominiert ein artenarmer Eichen-Niederwald. Vorherrschend sind die Traubeneiche, Quercus petraea und Bastarde mit der Stieleiche, Q. robur. Beides sind Lichtbäume und die Bestände entsprechend locker.

Der mineralarme, oft an Rohhumus reiche Boden trägt meist eine dichte Moosdecke. Typisch sind Magerzeiger, so deckenbildendes Rotstängelmoos, Pleurozium und Heide-Schlafmoos, Hypnum jutlandicum. Auffallend sind die dichten, dunkelgrünen Rasen des Wald-Frauenhaars, Polytrichum formosum. Waldbodenbewohner sind hier streckenweise nur gewisse Gräser. Sie zeichnen sich typischerweise durch fadenförmige Rollblätter aus, so die Draht-Schmiele, Dechampsia flexuosa. Für rein mineralische, sonnige Plätze ist das Haartragende Frauenhaar, Polytrichum piliferum charakteristisch.

Auf offenen, liegenden Steinplatten kann man graue, schwarz bepunktete Krusten beobachten, z. B. von der Schnallenflechte, Porpidia crustulosa. Es sind typische Erstbesiedler. Waldfreie Plätze werden schnell vom Besenginster, Cytisus scoparius, besiedelt, der eine Verbesserung der Böden bewirkt.

Wald auf der Branderhardt bei Geopfad Punkt 05

  Wald Branderhardt an der Tafel 05 des Geopfades


Geopfad Punkt 7 - Blick in die Talaue um und östlich Schuld

Die Vielfalt der Landschaft, ihrer Böden, wie auch der Expositionen, verschiedenartige Vegetation wie Wälder, Felsen, Hang-Wiesen und Trockenrasen, Auen und Ahrufer bieten insgesamt eine Vielfalt an Standorten. Ergänzend hat der Mensch mit der Einbringung und Verschleppung weiterer Arten eine reiche Ruderal- und Segetal-Vegetation verursacht. Allerdings ist die Flora der Äcker und Wiesen in Folge landbaulicher Ertragsoptimierung inzwischen wieder stark reduziert.

Neu hinzu gekommen sind Begleiter des sich immer weiter ausdehnenden Maisanbaus. Zu nennen wären Hühnerhirse, Echinochloa und Grüne Borstenhirse, Setaria viridis. Der Ackergauchheil, Anagallis arvensis und die Echte Kamille, Matricaria recutita, sind noch nicht selten, im Gegensatz z. B. zum Acker-Löwenmaul, Misopates orontium.

An grasigen Böschungen und in Wiesen sieht man hin und wieder die Echte Schlüsselblume, Primula veris. als Rest vergangener Vielfalt. Im Ganzen betrachtet, bedingt die Standortsvielfalt des mittleren Ahrtals aber immer noch eine hohe, relative Biodiversität. Man sollte sie schützen und erhalten.

Gegenüber liegt die Spicher Ley mit ihren steilen, nach Westen exponierten Felshängen. Hier gibt es gleich mehrere in diesem Teil des Ahrtals seltene Pflanzen. Am seltensten ist eine zweite Thymian-Art, der Frühblühende Th., Thymus polytrichus ssp hesperites. Seine nächsten Vorkommen wurden (außer am Rupenberg und bei Fuchshofen) südlich bei Pyrmont gesichtet. Prächtig sind die Bestände der Pechnelke, Viscaria vulgaris – die westlichsten im Ahrtal.

Spicher Ley
Spicher Ley

Eine seltene Art ist auch der winzige Bauernsenf, Teesdalea nudicaulis. Vereinzelt kann man am Steilhang auch hie und da einen Gewöhnlicher Wacholder, Juniperus communis, entdecken. Von den bisher im engeren Gebiet nachgewiesenen Flechten (Lichenes) wurden allein an der Liecher Ley 60 verschiedene Arten gefunden Dies zeugt von einem außerordentlichen Reichtum. Darunter sind z. B. die sehr seltene Nabelflechte Umbilicaria hirsuta , die Bartflechte Bryoria fuscescens sowie 3 Arten der Landkartenflechte, Rhizocarpon. Unter den Moosen sind die grauhaarigen Polster des südlichen Feld-Grimm-Mooses, Grimmia laevigata besonders bemerkenswert.

Ahr östlich von Schuld

  Blick von Osten nach Schuld


Geopfad Punkt 8 - Aus Felsen werden Schotter und Kiesel, aus diesen schließlich fruchtbarer Aueboden

Die Aueböden in Flussnähe weisen im Frühjahr eine reiche Frühlingsblüher-Flora auf. Hier einige Beispiele. Häufig sind Scharbockskraut, Ranunculus ficaria und Buschwindröschen. Das Weiße, Anemone nemorosa, ist Zeiger mehr verarmter Böden, das Gelbe, A. ranunculoides, weist auf Kalkanreicherung hin, wie auch der Wald-Goldstern, Gagea lutea und der Lerchensporn, Corydalis solida. Hin und wieder ist hier auch der inzwischen beliebte Bärlauch, Allium ursinum, aus den Kalkregionen herabgewandert.



Aue der Ahr bei Tafel 08

   Aue der Ahr bei der Stefans-Brücke, an der Tafel 08 des Geopfades


Geopfad Punkte 10 und 11 - Der Umlaufberg bei Insul und die alten Ahrbetten

Der vom Nordhang herabkommende Bach verbindet sich mit dem Bach, der wahrscheinlich das alte Ahrbett markiert. Diese Bachläufe zeigen zahreiche, typische Sumpfpflanzen. Als Beispiele seien Mädesüß, Filipendula ulmaria, Wilde Minze, Mentha longifolia und – auch hier leider in großen Beständen - das Drüsige Springkraut, Impatiens glandulifera, genannt, alles weit verbreitete Arten derartige Standorte (wie auch an den Ahrufern). Die Äcker weisen wegen der ehemaligen Ahrablagerungen immer noch einige anspruchsvollere Wildkräuter, wie Wildes Löwenmaul, Misopates orontium und als Seltenheit auch Tännelkraut, Kickxia elatine und Ackerröte, Sherardia arvensis auf.

Der südexponierte Waldsaum des Umlaufberges wird von einem rasigen Weg begrenzt. Die offenen Böschungen sind artenreich. Hier wachsen u. a. Frühlings-Fingerkraut, Potentilla neumanniana, , Felsen-Fetthenne, Sedum reflexum, Hasenklee, Trifolium arvense, und Mehlige Königskerze, Verbascum lychnites. Als seltene Besonderheit schmarotzt hier auf einigen Stauden die Thymian-Seide, Cuscuta epithymum.



Burgberg bei Insul

  Burgberg bei Insul, Blick von Geopfad Tafel 11